Istanbul, Ephesos, Pamukkale, Turquoise Coast, Kappadokien, Schwarzes Meer 23. Februar - 16. März 2019
Willkommen in der Türkei - Istanbul
Es ist Samstag, der 23. Februar.
Je näher wir an die türkische Grenze fahren desto mehr stürmt es. Rechts und links vom Straßenrand liegt immer mehr Schnee.
Unser Bus ruckelt und wackelt. Wir sehen einen umgefallenen LKW auf der entgegengesetzten Fahrspur - umgestoßen vom Wind wie ein Spielzeugauto. Wir überlegen kurz anzuhalten, fühlen uns aber sicher genug um weiterzufahren.
Verrückt, dass man vor einer Grenze immer etwas aufgeregt ist. Wir haben gelesen, dass Camper teilweise komplett ausgeräumt werden müssen - hoffentlich passiert uns das nicht. Auf der Brücke vor der Grenze sehen wir die ersten vollbewaffneten Beamten. Wir sind gespannt. Außerdem stehen hundert Meter lange Schlangen von LKWs, die alle darauf warten kontrolliert zu werden. Wie gut wir es da innerhalb der EU haben!
Wir kommen an den ersten Posten, Ausweiskontrolle. Und siehe da: der erste Grenzbeamte der uns anlacht und sogar Witzchen mit uns macht. Kein schlechter Anfang. Weiter geht es zum nächsten Posten. Die Dame sagt nur: Baggage Control! Nein, bitte nicht wirklich. Vielleicht ist es das nasskalte Wetter, vielleicht haben wir Glück: sie steigt kurz in den Bus, alles ok, wieder raus. Wir sind in der Türkei!
Der Sturm hat sich mittlerweile zu einem Schneesturm zusammengebraut. Wetter, dass wir so in der Türkei nicht erwartet hätten. Wir wollen eigentlich noch bis nach Istanbul fahren, aber obwohl schon Räumfahrzeuge fahren und die Situation nicht so chaotisch wird wie gedacht, kommen wir auf den schneebedeckten Fahrbahnen nur langsam voran. Nachdem wir bereits mehrere Fahrzeuge links und rechts im Graben gesehen haben und es schon dunkel ist beschließen wir in der Stadt Tekirdag zu bleiben. Wir haben noch keine Ahnung, wie die Regelungen zu Freistehen mit dem Camper in der Türkei sind. Da aber alles dicht ist und die Polizei anderes zu tun hat bleiben wir an einem Parkplatz am Straßenrand stehen - sollte sich jemand beschweren sagen wir einfach der Schneesturm hat uns am Weiterfahren gehindert.
Wir gehen in einem Bistro essen und merken schnell, dass auch in der Türkei Alkohol getrunken wird. Die Hälfte der Leute trinkt Bier, die andere Tee. Und wir merken gleich, wie nett die Menschen hier sind.
Am nächsten Tag brechen wir früh auf, um nicht doch noch Ärger mit der Polizei zu bekommen. Wir fahren durch bis nach Istanbul, wo uns auch Schneeregen und Kälte erwarten. Aber was soll's - die Stadt will besichtigt werden! Wir finden einen bewachten Parkplatz direkt unterhalb der Blauen Moschee am Wasser. Am frühen Nachmittag gehen wir dick eingepackt los.
Istanbul ist toll! Und wenn man das von einer Stadt trotz Sauwetter sagen kann, soll das schon was heißen!
Wir schlendern durch die Stadt, schauen uns erstmal alles von außen an. Es ist grandios, dass wir zu dieser Zeit unterwegs sind - kaum Touristen! Wo sonst meterlange Schlangen stehen ist kaum einer, und so können wir ohne groß anzustehen in die Aya Sofia, eine ehemalige Kirche die vor langer Zeit in eine Moschee umfunktioniert wurde (wie viele der Moscheen). Istanbul und die Türkei haben eine extrem spannende Geschichte mit immer wechselnden Religionen.
Als wir wieder raus kommen werden wir von einem Typ unseren Alters angesprochen und halten ein Schwätzchen. Erst nach einer Weile wird uns klar, dass er uns letztendlich in seinen Laden schleppen möchte - wie dumm uns von an einer der touristischsten Stellen der Türkei! Er ist aber sehr freundlich, zeigt uns einen guten Spot um über die Stadt zu schauen (bei Nebel leider nicht ganz so beeindruckend) und wir können uns schnell und einfach loseisen.
Wir holen uns zur Einstimmung (und zum Aufwärmen) leckere Baklava mit Cay (Schwarztee) und laufen dann durch den Spice Market an den Bosporus. Wir wollen zum Abendessen auf die andere Seite der Brücke nach Beyoglu. Dieser Stadtteil gehört noch zum europäischen Teil und ist voller Bars, Cafés und Restaurants.
Die Blicke von der Brücke sind toll, man sieht sowohl den europäischen als auch den asiatischen Teil der Stadt. Wir haben das Gefühl im Orient zu sein und schauen uns das geschäftige Treiben in Ruhe an. Später laufen wir durch die engen und verwinkelten Gassen von Beyoglu, voller Graffiti Wände und kleiner Läden. Wir laufen bis zum Taksim Platz und finden ein leckeres türkisches Restaurant mit griechischem Touch. Wir werden gleich an diesem Abend mit der Art des türkischen Essens vertraut gemacht: Mezze! Wir haben wir uns darin verliebt. Es gibt eine große Auswahl an kalten Mezze, die man sich direkt "von der Theke" auswählt, warme von der Karte. Gerade als Vegetarier sind sie ideal, da viele der Mezze vegetarisch sind. Und sooo lecker! Wir bekommen noch zusätzeliche Mezze auf's Haus und nachher auch noch einen leckeren Nachtisch umsonst dazu.
Das begegnet uns noch öfter während unserer Reise durch die Türkei: Wasser, Brot, Tee, Salate oder Vorspeisen auf's Haus.
Auch der türkische Wein schmeckt uns gut und so kommen wir abends glücklich und zufrieden zurück in unser Bussle.
Am nächsten Tag steht Erkundungstour Nummer 2 an. Auf dem Programm stehen heute die Süleyman Moschee, der große Bazaar, die unterirdische Basilica Zisterne und die Blaue Moschee. Zwischendurch holen wir uns allerlei türkische Leckereien auf die Hand, unter anderem frisch gepressten Granatapfelsaft - absolut zu empfehlen!! Mittlerweile pressen wir uns den Saft sogar selbst, weil er einfach so gut schmeckt. Abends machen wir spontan noch eine Bootstour auf dem Bosporus, bei der wir tolle Blicke über die ganze Stadt und auf die große Brücke haben, die den europäischen vom asiatischen Kontinent trennt.
Abends gehen wir wieder essen und das sei gleich vorweg genommen: wir kochen während unserer dreiwöchigen Türkei-Tour insgesamt nur 5 mal. Das türkische Essen ist einfach zu gut und wir möchten alles probieren.
Das Wetter wird besser und so ist einen Tag später noch der asiatische Teil der Stadt dran. Wir gehen in einen Stadtteil und haben Glück, wir landen direkt im Wochenmarkt. Überall leckere und vor allem frische Sachen zu kaufen und ein tolles, buntes Treiben. Der asiatische Teil Istanbuls gefällt uns super. Wir gehen in ein typisches Restaurant, in dem die Speisen alle vorgekocht sind und man sich an der langen Thecke aussucht was man möchte. Klingt erstmal nicht sehr lecker, ist es aber! Wir probieren alles Mögliche und bekommen am Ende noch Tee und Gebäck auf's Haus. Alle Türken die wir bisher kennengelernt haben sind unglaublich nett und gastfreundlich! Wir fühlen uns sehr wohl.
Den Rest des Tages verbringen wir mit fahren, wir wollen nach Ephesos und schaffen es bis Izmir. Wir finden einen Parkplatz in der Stadt. Zum Glück hat Jannis eine Vorahnung und überlegt genau wie wir am besten parken, um am nächsten Tag gut rauszukommen. Für mich nicht nachvollziehbar, da der komplette Parkplatz leer war, aber er sollte Recht behalten. Wir werden am nächsten Morgen von einem lauten Rumps direkt hinter unserem Auto geweckt. Wir schrecken auf und als wir aus dem Fenster schauen sehen wir, dass sich ein Müllwagen gerade zwischen uns und einem anderen Auto durchgedrückt hat und dabei die komplette hintere Beifahrerseite des anderen Autos demoliert hat (und danach einfach weggefahren ist). Wir haben Angst um unseren Bus, stehen sofort auf und merken, dass wir KOMPLETT eingeparkt sind, wirklich ÜBERALL stehen Autos.
Jannis läuft den Parkplatz ab und sucht einen Weg, der funktionieren könnte. In Miniaturarbeit schaffen wir es Stück für Stück Richtung Ausgang und kommen zum Glück ohne eine Schramme los.
Ephesos - und andere Ruinen
Wir entscheiden uns Izmir nicht näher anzuschauen und fahren bis nach Ephesos, die besterhaltenste antike Stadt Europas.
Auch hier sind wir wieder so glücklich, nicht in der Hauptsaison da zu sein und können sogar ein Bild der bekannten Bibliothek machen ohne einen einzigen Touristen darauf. Was es natürlich trotzdem gibt sind asiatisische Reisegruppen und wir können nicht anders als ihnen dabei zuzusehen, wie sie eigentlich kein Interesse an der Sehenswürdigkeit an sich, sondern nur an den Bildern mit ihnen (in jeglicher Pose) haben (gilt natürlich wie immer nicht für alle!). Die Ruinen sind beeindruckend, obwohl wir beide nicht die größten Geschichtscracks sind. In dem Gebiet rund um Ephesos gibt es noch einige weitere Ruinenstädte so wie an vielen Orten in der Türkei. Als wir weiterfahren haben wir beide großen Hunger und beschließen diesmal, an einem der unzähligen einfachen Restaurants am Straßenrand anzuhalten, ohne zu wissen was uns erwartet. Die beste Entscheidung!
So eine gastfreundliche Herzlichkeit! Ohne ein Wort Englisch unterhalten wir uns mit Händen und Füßen, bekommen beide sehr leckeres Essen und natürlich noch Salat, etwas zum Probieren, Nachtisch und jeweils zwei Tee dazu - für einen Appel und ein Ei. So etwas würde einem in kaum einem deutschen Restaurant passieren, aber hier spielen solche Gesten eine große Rolle. Da können wir uns eine große Scheibe von abschneiden! Am Ende wollen sie noch nicht mal unser Trinkgeld und wir müssen sie dazu überreden es anzunehmen. Bei solchen Erfahungen geht einem das Herz auf.
Wir schauen uns noch eine Ruine in den Bergen an und finden abends im Dunkeln einen, mal wieder eigentlich geschlossenen Campingplatz, auf dem wir stehen dürfen.
Der nächste Morgen bringt strahlendes Wetter und jetzt sehen wir erst, dass wir einen tollen Platz direkt am Strand haben. Wir frühstücken am Wasser, schauen uns danach noch zwei Ruinen an (unter anderem ein sehr imposantes Theater) und fahren dann weiter in Richtung eines kleinen Nationalparks. Auf dem Weg sehen wir eine große Gruppe Flamingos und halten natürlich an, um ihnen eine Weile zuzusehen. Der Weg zum Nationalpark ist sehr schön, wir fahren durch Weinberge und Olivenhaine, man könnte fast meinen wir sind im Piemont. In den kurvigen Bergstraßen stehen immer wieder Frauen, die in Öfen am Straßenrand frisches Brot backen.
Kurz vor dem Nationalpark werden wir von der Polizei angehalten, das erste (und einzige) Mal auf unsere Reise durch die Türkei. Insgesamt gibt es eine sehr hohe Polizeipräsenz im ganzen Land, besonders im Verkehr. Es gibt sogar "Fake-Polizeiautos" an vielen Straßen, inklusive Blaulicht. Wir wurden bisher aber immer durchgewunken. Wir halten also an und ein wie immer schwerbewaffneter Polizist fragt nach unseren Ausweisen. Er ist sehr nett, fragt was wir machen und ob unser Bus ein Camper sei. Als wir bejahen gerät er ins Schwärmen und erzählt uns, es sei sein großer Traum einmal einen Camper zu haben. Wie süß. :)
Die Landschaft im Nationalpark erinnert uns zum Teil an Südfrankreich. Wir fahren durch und haben schöne Blicke auf's Meer. Das Highlight kommt dann aber am Straßenrand: auf einmal steht eine Riesenfamilie Wildschweine vor uns! Eine Mama und ihre gefühlt 15 Jungen. Sie sind sooo süß, Grunzen vor sich hin, wühlen in der Erde und sind extrem interessiert an uns. Wir steigen nicht aus, beobachten das Spektakel aber ausgebiebigst. Als wir losfahren rennen uns einige hinterher, wir halten nochmal an und können uns kaum loseisen. So haben wir beide das noch nie in freier Wildbahn gesehen.
Wir entscheiden uns, noch am selben Abend nach Pamukkale zu fahren, holen uns nach den Erfahrungen vom Tag zuvor aber nochmals etwas zu essen in einem der "einfachereren" Restaurants. Wir kriegen beide die Brot backenden Frauen nicht mehr aus dem Kopf und fahren trotz Umweg die gleiche Strecke nochmal zurück. Die beste Entscheidung! Ein riesiges, warmes Fladenbrot direkt auf dem Ofen und wieder von sehr netten Frauen - eins unserer kulinarischen Highlights! Trotz gefülltem Magen können wir nicht anders und essen einen Teil davon direkt.
Pamukkale - ein Naturspektakel
Wir kommen spätabends in Pamukkale an. Wir haben von einem Campingplatz hoch oben auf einem Berg 5 km außerhalb von Pamukkale gelesen, der sehr gut und das ganze Jahr geöffnet sein soll. Wir fahren immer weiter den Hügel hinauf und werden irgendwann von zwei bellenden Hunden begleitet. Wir sehen keinen Campingplatz oder geschweige denn Licht. Auf gut Glück biegen wir da ein wo ein Schild mit dem Namen des Campingplatzes steht. Alles ist dunkel, dann kommt ein verschlafener junger Mann mit Taschenlampe raus. Wir zahlen 5 Euro und bleiben die Nacht stehen.
Der Ausblick auf das Tal am nächsten Morgen ist toll. Wir fahren ein paar Serpentinen runter, denn wir hatten bei der Auffahrt am Abend zuvor ein Plätzchen entdeckt, an dem ein Paar im Auto den romantischen Ausblick genossen hat. Dort stellen wir uns für's Frühstück hin, geniessen den Sonnenschein und die idyllische Atmosphäre, besonders als ein Schäfer mit seiner Ziegenherde direkt an uns vorbei zieht.
Die Wasserterrassen von Pamukkale sind nur 2 km von uns entfernt und gegen Mittag fahren wir hin. Das ganze Gebiet ist sowohl naturtechnisch als auch historisch interessant, denn neben den Wasserterrassen gibt es auch hier Ruinen einer uralten Stadt zu besichtigen. Das Besondere an den Wasserterrassen ist, dass sie ganz weiß sind und gefüllt mit glasklarem Wasser. Das heiße Quellwasser hier ist so mineralhaltig, dass der Stein darunter sich in das tolle Weiß verfärbt.
Nachdem wir schon einige Ruinen besichtigt haben und noch interessierter an dem Naturschauspiel sind lassen wir die Ruinen aus und gehen direkt zu den Wasserterrassen. Auf den ersten Blick sind wir enttäuscht: wir sehen zwar weiße Terrassen, aber alle sind leer, kein einziges mit Wasser gefüllt. Wir hören zwar Wasser rauschen, sehen aber keins.
Wir laufen weiter und Gott sei Dank: da ist das, was wir uns erhofft haben. Glasklares Wasser in wunderschönen, abfallenden, weißen Steinterrassen. Der Anblick ist besonders, so etwas haben wir noch nicht gesehen. Die Anzahl Touristen hält sich zum Glück auch in Grenzen und so ziehen wir die Schuhe aus und steigen in das 36 Grad heiße Wasser. Wir spazieren die Terrassen, die für die Öffentlichkeit zugänglich sind ab und lassen unsere Füße in dem Strom von heißem Quellwasser baumeln - einfach toll!
Etwas abseits der Terrassen gibt es einen antiken Pool, der das gleiche Heilwasser enthält und in dem man baden darf. Das nehmen wir natürlich mit! Der Pool ist sehr cool angelegt, man schwimmt über den alten Säulen der Ruinen. Das Wasser bitzelt wenn man hineingeht und soll für viele Krankheiten eine heilende Wirkung haben. Wir genießen die zwei Stunden Wellness und machen uns dann wieder auf den Weg zu den Terrassen. Wir wollen das Ganze unbedingt auch zum Sonnenuntergang sehen, denn das was vorher weiß war färbt sich im Dämmerlicht rot.
Wir finden eine Stelle weiter hinten, bei der kaum einer ist und der einen noch besseren Blick auf die Terrassen und die Landschaft drum herum gibt. Während wir unsere Brote essen und Fotos schießen spricht uns einer Deutscher an, David. Er ist seit zwei Monaten unterwegs und möchte die Welt mit dem Fahrrad umrunden. Wir genießen den Sonnenuntergang und spazieren die Terrassen danach noch einmal zu dritt im Dunkeln ab. Grandios, die eiskalten Füße in das heiße Wasser einzutauchen.
Wir machen mit David aus, dass wir ihn später noch auf ein Bier im Bus treffen. Wir haben für die Nacht einen "richtigen" Campingplatz inklusive Warmwasser in der Ortschaft bekommen.
Die Ägais Küste - eine positive Überraschung
Am nächsten Morgen nutzen wir die warme Dusche und die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes in Ruhe aus, bevor wir uns auf den Weg an die Südküste der Türkei machen. Mit David machen wir aus, dass wir uns wahrscheinlich in Kappadokien wieder treffen. Wir fahren durch das westliche anatolische Hochland, über schneebedeckte Pässen von über 2.000m und durch winzige Dörfer. Wir kommen bis nach Fetihye, einer belebten Stadt an der Ägäis Küste. Wir sehen türkische Camper kurz hinter der Uferpromenade stehen also tun wir es ihnen gleich.
In diese Region kommen im Sommer viele Touristen, was man an der Infrastruktur, den Restaurants und Bars merkt. Wir verbringen einen coolen Abend auf der Promenade und geniessen auch den nächsten halben Tag noch in einem der vielen Outdoor Cafés. Es macht viel Spaß den Türken und dem Treiben vor Ort zuzusehen. Die Menschen sind alle fröhlich, viele sitzen da mit Tee und spielen Backgammon oder Rummy Cup.
Wir fahren weiter die Küste entlang und sind total positiv überrascht! Wir beide hatten uns die türkische Küste so vorgstellt: lange Strände, Hotelbunker dahinter, keinen Charme. Es ist komplett anders: kleine Buchten, türkisfarbenes Wasser, rote Steinfelsen, kleine Ortschaften. Trotz regnerischem Wetter haben wir viele wunderschöne Ausblicke auf die vorgelagerten Inseln - sehr ähnlich zur kroatischen Küste ein paar Wochen zuvor. Etwas weiter im Inneren gibt es überall Orangen- und Zitronenbäume und auch sonst wächst hier alles was das Herz begehrt.
Wir fahren bis in den Ort Kas, der im Sommer bestimmt von Touristen überlagert wird, zu dieser Zeit aber wie ein größeres Fischerdorf wirkt. Wir parken direkt am Hafen und bleiben dort auch für die Nacht stehen. Mittlerweile sind wir total entspannt was das Freistehen anbelangt, weil es wirklich überhaupt niemanden interessiert. Wir machen einen Spaziergang durch die engen Gässchen des Ortes und erleben ein tolles Abendessen mit unfassbar leckeren Mezze und fangfrischem Fisch (für Jannis). Auch hier kommen wir ins Gespräch mit einem älteren Türken, der 30 Jahre lang in Zürich gelebt hat und jetzt seinen Ruhestand in seinem schönen Heimatdorf verbringt.
Wir nehmen uns vor, uns für die nächsten 3-4 Tage einen schönen Platz an einem Strand zu suchen. Wir sind beide erkältet und wollen es uns gemütlich machen. Wir fahren von Kas los und erleben, dass man hier selbst an Tankstellen herzlich empfangen wird. Wir unterhalten uns sehr nett mit dem Tankstellenmitarbeiter, bekommen Tee und verweilen. Wir haben das danach noch an mehreren Tankstellen so erlebt, in Deutschland unvorstellbar.
Nach einigen Kilometern biegen wir auf eine Stichstraße Richtung Meer ein. Dort soll ein schöner Meeresabschnitt kommen. Wir fahren bis in ein Dorf, an dessen Hauptplatz drei Männer sitzen die uns sagen, dass man ab hier nur noch laufen kann. Wir parken unseren Bus, frühstücken und laufen dann nochmal zu den Männern. Der eine, ein Fischer und Bootsbesitzer hatte uns angeboten, eine Schiffstour mit uns zu machen. An die Stelle, an die wir wollen kann man nur zu Fuß oder per Boot kommen und im Meer liegt die versunkene Stadt Kekova (früher Simena), die man vom Boot aus teilweise noch sehen kann. Wir schlagen zu und haben das Holzschiff ganz für uns alleine. Zum Glück ist es klar und nicht zu windig, so haben wir schöne Blicke und können die Überreste gut erkennen.
Als wir zurück sind entscheiden wir weiter zu fahren, da es in dem Dorf selbst keine Möglichkeit gibt direkt am Strand/Wasser zu stehen. Wir fahren und fahren und finden keinen passenden Platz. Alle Stellen die wir sehen passen nicht ganz auf das, was wir uns vorgestellt haben und wir fahren weiter. Weiter hinten am Horizont braut sich etwas zusammen und wir sehen beide zum ersten Mal eine richtige Windhose - zum Glück weit weg.
Als wir näher in Richtung Antalya kommen dann die böse Überraschung: es gibt sie doch, die türkische Küste die unserer Anfangsvorstellung entspricht. Ein Hotelbunker nach dem anderen, trostlose Orte ohne jede Seele, abgesperrte Straßen durch die man nicht an den Strand kommt. So ein Mist! Hier wollen wir auf gar keinen Fall bleiben! Aus der Not heraus und ohne große Lust fahren wir bis Antalya. Eventuell können wir dort schlafen und am nächsten Tag östlich der Stadt weitersuchen.
Als wir nach Antalya reinfahren begrüßt uns eine ellenlange Strandpromenade. Gleich zu Beginn stehen die ersten (türkischen) Camper auf Parkplätzen an der Promenade, cool! Wir fahren noch ein, zwei Runden um sicherzugehen und gesellen uns dann in einer Seitenstraße zu ihnen. Dass es so einfach wird hätten wir nicht gedacht.
Im Hellen ist alles noch viel besser. Der längste Strand der Gegend ist direkt vor unserer Haustür. Rechts schneebedeckte Berge, dann eine 8km lange, toll ausgebaute Promenade mit einem schönen Strand und links die Stadt Antalya auf einer Landzunge über Steilklippen. Wir sind wieder total überrascht, das war das letzte womit wir gerechnet hatten. Es ist sonnig, 17 Grad und wir gehen direkt an den Strand. Erst um dort zu frühstücken, dann holen wir die Badeklamotten und gehen das erste Mal unserer Reise im Meer schwimmen - Anfang März! Wir geniessen die Sonnenstrahlen und nachdem uns das kalte Wasser wieder aufgeweckt hat machen wir eine Fahrradtour in die Stadt. Antalya ist eine super sportliche Stadt, alle joggen, fahren Fahrrad, auf der Strandpromenade kann man an Geräten Fitness machen, es gibt mehrere Basketball und Tenniscourts, eine Skateboard- und eine Fahrradanlage und sogar für Hunde gibt es auf der Promenade einen Übungsplatz. Alles spielt sich draußen ab, ein Café reiht sich am anderen. Wir fahren bis in die Altstadt und zum schönen alten Hafen. Überall ist viel los und wir haben grandiose Blicke von der Stadt oben über den Strand bis zu den Bergen. Fast wie in Rio!
Mit zwei Bier genießen wir genau diesen Ausblick zum Sonnenuntergang. Abends gehen wir essen und werden auch hier wieder überrascht. Keine englische Karte, und wir dachten das sei mega Touri Gebiet. Der Kellner ist mal wieder unglaublich nett und neben einem Nachtisch umsonst bekommen wir sogar noch ein Stück von der Geburtstagstorte eines Gastes ab.
Die Nacht wird leider nicht ganz so doll, meine Erkältung wird immer schlimmer und das kalte Wasser am Vortag hat eventuell nicht ganz so zur Kurierung beigetragen. ;) Daher machen wir am nächsten Tag wirklich gar nichts außer am Strand zu faulenzen (ich verzichte diesmal auch auf's Baden).
Da wir unter anderem noch unsere Iran Visa beantragen müssen verbringen wir den nächsten Vormittag an einem kleinen Kaffee auf der Strandpromenade und bekommen ein tolles Frühstück. Wir schaffen es das Visum zu beantragen, das leider ein paar Tage später abgelehnt wird (aber das ist eine andere Geschichte...). Wir nutzen den letzten Tag am Meer aus und gehen nochmal an den Strand. Ein Türke in unserem Alter spricht uns an. Er setzt sich zu uns und nach ein paar Minuten philosophieren wir schon über Gott und die Welt. Wir führen ein sehr intensives Gespräch und nach eineinhalb Stunden verabschiedet er sich von uns. Wie toll und spannend solche Begenungen sind!
Kappadokien - eine surreale Landschaft
Früh am nächsten Morgen machen wir uns auf nach Kappadokien, mitten im Landesinneren der Türkei.
Auf der Fahrt halten wir mehrmals am Straßenrand an, um von Ständen lokale Produkte zu kaufen: Nüsse, Obst, Honig, Öl, Granatapfelessig. Super lecker!
Auf der Strecke haben wir tolle Blicke auf schneebedeckte Berge. Besonders einer hat es uns angetan, ein vollbeschneiter Berg, der in der Sonne glänzt und aussieht wie ein Vulkan. Zum Glück begleitet er uns bis an unser Tagesziel, das Ihlara Tal. Wir fahren vorbei an den, laut Reiseführer, konservativsten Städten der Türkei und landen in der Dämmerung im Minidorf Belisirma. Das Navi leitet uns über die falsche Zufahrt und so zwängen wir uns durch enge Gassen und steile Serpentinen bis runter an den Fluss. Als die Gruppe von Menschen, die unten am Fluss steht uns sieht werden wir direkt von einem jungen Türken mit großen Winkgesten auf einen Wiesenplatz gelotst. Camping, Camping! Alle schauen zu und als wir aussteigen werden wir sofort in den Restaurantraum zum Cay trinken eingeladen. Der Raum ist klein und überall liegen Papiere auf dem Boden, den Tischen und Stühlen verteilt. Wir wundern uns zunächst, bis wir erfahren, dass das Bestecktaschen sind, die einem der Jungs zuvor komplett ins Wasser gefallen waren und sie die Papiertaschen jetzt trocknen müssen. In dem Raum ist außerdem ein alter Ofen, in dem zum Glück ein Feuer brennt und wir bekommen einen freigeräumten Platz danaben.
Einige Leute gesellen sich zu uns und es macht Spaß ihnen zuzusehen. Sie fragen ob wir etwas essen oder morgen frühstücken möchten. Wir hatten für den Abend eigentlich noch Essen übrig, daher sagen wir beim Frühstück zu. Nachdem wir eine Weile sitzen und alle so nett zu uns sind, bekommen wir ein schlechtes Gewissen und bestellen doch etwas zum Abendessen. Wir hatten im Reiseführer gelesen, dass man bei manchen Restaurants hier im Dorf Gebiet umsonst stehen darf und so wollten wir nicht umsonst stehen, umsonst Cay trinken und dann noch nichts essen. Das Essen war lecker, inklusive im Ofenfeuer gegrillten Kartoffeln und Brot. Nach einer Weile kommt auch der Besitzer des Restaurants und Vater des Kerls, der uns zu sich herangewunken hat dazu. Der Vater spricht am besten Englisch und gesellt sich zu uns. Eines der Mädels, die in dem Restaurant arbeitet möchte besser Englisch lernen und so sitzen die beiden bei uns am Tisch. Es kommen noch ein, zwei Bier dazu und wir unterhalten uns sehr nett. Der Vater sagt, dass daas Mädel sehr gut singen kann, uns so hat sie zwei Minuten später ihr Handy gezückt, spielt türkische Lieder ab und singt dazu. Verrückt, was manchmal so aus einem Abend wird! Wir sitzen noch lange und der Vater lädt uns für den nächsten Tag in sein anderes (Karaoke)Restaurant in der Nachbarstadt ein. Er hat erfahren, dass wir beide gerne Wein mögen und möchte uns am nächsten Tag zwei Flaschen des typischen Weins besorgen, eine für den Abend und eine zum Mitnehmen im Camper.
Am nächsten Tag stehen wir spät auf und frühstücken dann wie versprochen im Restaurant. Jetzt ist es sonnig und wir können draußen frühstücken. Die Tische sind total cool angelegt, auf Plattformen über dem Fluss. Wir liegen auf Sitzkissen und bekommen ein typisches, sehr umfangreiches türkisches Frühstück, mit Dörfkäse, lokalem Honig, Ei und allerlei Obst und Gemüse. Danach machen wir uns auf zu der Wanderung, wegen derer wir eigentlich hier sind. Das Ihlara Tal wurde früher von Mönchen bewohnt. In den steil hinaufragenden Felsen der Schlucht sind überall Höhlenkirchen eingebaut, wirklich faszinierend. Von außen total unscheinbar, geht man in die Höhlen rein und kommt in einen Kirchenraum voller Felsmalereien, bunten Farben und schmalen Gängen, zum Teil über mehrere Stockwerke. Auch das etwas, dass wir beide noch nie vorher gesehen haben. Was für eine Arbeit das gewesen sein muss!
Die Wanderung entlang der Felsen und des Flusses ist sehr schön und wie geniessen es, uns mal die Beine zu vertreten. Auf der Wanderung beschließen wir, danach doch wie geplant weiter zu fahren. Wir haben den Vater/Besitzer vor der Wanderung nicht gesehen, obwohl er eigentlich morgens kommen wollte und der Sohn hat uns doch alles berechnet, auch das Campen. Das ist natürlich nicht schlimm, aber so brauchten wir kein schlechtes Gewissen zu haben. Wir merken eindeutig, dass der Sohn schon viel mehr "Geschäftsmann" ist als sein Vater, der noch viel mehr nur "Geben" möchte und es spannend findet, den Besuchern seine Welt zu zeigen. Da wir aber nicht einschätzen können, wann wir den Vater wieder sehen verabschieden wir uns bei allen und fahren los.
Wir wollen eigentlich noch in eine der zahlreichen Untergrund-Städte der Region, auch das ein Phänomen. Wie immer wenn man den Tag so spät beginnt sind wir aber zu spät dran und die Stadt hat zu. "Kein Schaden so groß, es ist immer ein Nutzen dabei" (gel Mama :)), und so kommen wir an unserem anversierten Campingplatz in Göreme, mitten in den kappadokischen Felsformationen noch bei Helligkeit an. Der Panorama Campingplatz ist absolut Programm: wir stehen oberhalb der Täler und haben einen grandiosen Blick über das ganze Land. Wir richten uns kurz ein und können dann den Sonnenuntergang bei einem Bier auf der hoch angelegten Terrasse genießen - what a life!
Außer uns ist nur eine Gruppe Freunde aus Ankara auf dem Platz, die über das Wochenende hier sind und morgen wieder abreisen. Sie sind super nett und total interessiert an unserem Bus und der Reise, wollen unseren (deutschen) Blog jetzt auch verfolgen - zumindest die Bilder. ;)
Am nächsten Tag fahren wir mit den Rädern runter in die Stadt Göreme. Wir wollen uns nach Heißluftballon Flügen umschauen und in ein Open-Air Museum gehen. Der Heißluftballon Flug ist sowas wie ein Muss in Kappadokien, da er besondere Blicke über die Gegend ermöglicht. Alle Fotos, die man von hier kennt sind mit hunderten von Ballons geschmückt. Da wir schon in Myanmar keinen Heißtluftballon Flug über Bagan ergattern konnten soll es jetzt soweit sein. Trotz weniger Touristen um die Zeit sind die Flüge schon an mehreren Tagen knapp und nur ein Anbieter kann uns einen Flug anbieten, allerdings müssten wir 60€ zahlen falls der Flug wegen schlechten Wetters gecancelt wird. Wir überlegen noch während wir zum Open Air Museum radeln, in das wir letztendlich gar nicht reingehen. Hier kann man nochmals Höhlenkirchen in geballter Menge sehen, aber durch unseren Besuch im Ihlara Tal fühlen wir uns schon ausreichend versorgt. Als wir wieder fahren wollen bemerkt Jannis, dass er einen Platten hat, beim zweiten Mal Fahrrad fahren auf dieser Reise! Mist, trotz ständigem Aufpumpen ist er nach kurzer Fahrt wieder komplett platt. Wir entscheiden, dass ich zum Anbieter gehe um die Heißluftballon Fahrten zu kaufen und wir dann nochmal zum Campingplatz zurück fahren, um den Reifen zu flicken. Pustekuchen! Als wir am Geldautomat stehen, um das nötige Cash für die Flüge zu holen merken wir, dass wir gar kein Portemonnaie dabei haben. Ahhhhh! Was für ein ineffizienter Vormittag! :-D
Blick in die Zukunft: auch hier hat Mamas Spruch "Kein Schaden so groß, es ist immer ein Nutzen dabei" wieder volle Dienste geleistet, denn das Wetter bleibt während unserer ganzen Zeit in Kappadokien so windig, dass an keinem Tag auch nur ein Ballon fliegt - Glück im Unglück für uns!
Nachdem Jannis seinen Reifen geflickt hat (ein riesiger Dornen war Schuld) bemerkt er, dass auch der Hinterreifen platt ist. Mit vollüberholten Reifen fahren wir bergauf ins Nachbardorf Uchisar. Das Höhlenschloss von Uchisar ist der höchste Punkt in ganz Kappadokien. In den verwinkelten Gassen des Dorfes treffen wir David auf seinem Fahrrad wieder. Auch er möchte zum Panorama Campingplatz und so verabreden wir uns auf ein Glas Wein später am Abend.
Die Blicke vom Schloss über das Land sind toll und wir bleiben bis nach Sonnenuntergang. Nach einem sehr leckeren Abendessen radeln wir im Dunkeln, leider nur mit Headlamps ausgerüstet, entlang der Straße heim und kassieren einige Huper. Wir kommen aber heil an und vertilgen mit David an diesem Abend noch alle unsere Flaschenvorräte.
Der nächste Tag steht im Zeichen einer wunderbaren Wanderung. Zu dritt trekken wir durch 3 Täler, das Rose Valley, das Pigeon Valley und das Love Valley - was auf den Bildern eindeutig zu erkennen ist. ;)
Besonders gegen Ende kommen wir in immer kleinere Täler ohne eine Menschenseele und dank eines nicht geplanten Umwegs sind wir am Ende auf keinen offiziellen Laufwegen mehr unterwegs. Erschöpft aber glücklich kommen wir nach vielen Stunden wieder auf dem Campingplatz an. Nach einer Pause gehen wir in einem Cave-Restaurant essen (ein Wohnhaus, in dem ein Zimmer zum Restaurant umfunktioniert wurde) und kaufen danach noch für den gemütlichen Teil des Abends ein. Der kappadokische Wein ist im ganzen Land für seine gute Qualität bekannt, da Sonne und Vulkanerde besondere Trauben hervorbringen. Das müssen wir natürlich testen. Der Abend wird ausgelassener als geplant, denn neben Wein und Bier findet auch der typische Raki seinen Platz in unseren Gläsern. Am Ende des Abends haben wir den ersten Übernachtungsgast bei uns im Bus: David schläft auf unserer Sitzbank ein. Gut, dass wir sie noch eingebaut haben! ;)
Der nächste Tag bricht für uns alle spät und verkatert an. Wir planen nichts für den Tag außer endlich anzugrillen. Wir beschließen auf jeden Fall noch im Hellen zu grillen, um gemütlich draußen essen zu können. Dank des Vorabends kommen wir aber viel langsamer voran als geplant und so gehen wir erst nachmittags ins Dorf um einzukaufen. Eine Pide hilft gegen den Kater und während David und ich einkaufen gehen testet Jannis noch ein paar coole Fahrradstrecken in den Felsformationen, die er am Tag zuvor gesehen hatte. Auch an diesem Tag findet er den Weg nicht mehr so einfach raus und landet zwischen Felsen die so eng sind, dass er das Fahrrad nur noch auf den Schultern tragen kann und damit Leitern hochklettern muss um raus zu kommen. Ziemlich erschöpft kommt er wieder bei uns an. Es ist mittlerweile natürlich fast dunkel und so wird zwar draußen gegrillt, aber drinnen gegessen. Dieses Mal endet der Abend früh und ganz gesittet.
Wir beide machen uns am nächsten Tag auf die Weiterreise, leider ohne einen einzigen Ballon gesehen zu haben (das ist sehr ungewöhnlich für Kappadokien, aber in den Tagen bevor wir da waren war es noch sehr kalt (inklusive Schnee) und wurde dann plötzlich so warm, dass der Wind viel stärker war als normal).
Das Schwarze Meer - Tee für alle
Wir fahren bis nach Ünye am Schwarzen Meer. Die Küsten des Schwarzen Meeres werden auch im Sommer hauptsächlich von türkischen Touristen besucht. Wir haben sehr schlechtes Wetter, aber können auf einem bewachten Parkplatz stehen und es uns gemütlich machen. Die nächsten zwei Tage fahren wir die Küste in Richtung georgischer Grenze ab und halten für die Nacht in Rize, dem Geburtsort des türkischen Präsidenten und Wiege des Teeanbaus in der Türkei. Der Großteil des Tees für das ganze Land wird hier angebaut. Wir fahren ein bißchen ins Hinterland durch die Teeberge, stellen uns dann aber auf einen Parkplatz am Wasser und nutzen unsere letzten türkischen GB, um das Notwendige zu erledigen: Visumsantrag Iran Nummer 2 (hoffentlich klappt es diesmal!), Haftpflichtversicherung Auto für Georgien abschließen, Bilder sortieren und Reise-Tagebuch schreiben.
Am Samstag den 16. März, nach genau 3 Wochen in der Türkei sind wir an der georgischen Grenze. Wir sind gespannt, was uns in diesem neuen Land erwartet! :)
Fazit Türkei
Wir sind extrem positiv überrascht von diesem tollen Land!
Die Menschen sind überall so gastfreundlich, hilfsbereit und nett, das hat uns immer wieder geflasht und uns zum Nachdenken angeregt. Viele Gesten, die hier selbstverständlich sind, sind bei uns undenkbar und wir möchten davon vieles mit nach Hause nehmen. Klar ist, was in der Politik passiert steht auf einem anderen Blatt, dazu wollen wir hier aber nichts schreiben.
Das Essen ist toll, immer frisch und meist lokal und mit besonderen Geschmacken. Auffällig ist aber auch: es gibt fast nur türkisches Essen und oft auch das Gleiche. Außer in Touristengebieten sieht man keine asiatischen, italienischen oder sonstige Restaurants. Wir haben das während unsere Zeit hier sehr genossen, auf Dauer sind wir aber froh, dass wir bei uns zuhause diese Auswahl haben. Die Türken kaufen selten in Supermärkten ein, es gibt auch kaum richtig große Supermärkte. Das meiste wird in kleinen, spezialisierten "Tante-Emma" Läden gekauft.
Die Landschaften sind abwechslungsreich und oft überraschend. Von schneebedeckten Bergen über skurrile Naturphänomene bis zu wunderschönen Küstenabschnitten gibt es alles. Das Land ist riesig (2,2 Mal so groß wie Deutschland!), das war uns vorher gar nicht so bewusst.
Insgesamt gibt es sehr viel Polizeipräsenz, was auf uns zum Glück keinen Einfluss hatte bzw. wir immer nett behandelt wurden.
Kopftuch tragen ist hier wirklich eine komplett individuelle Sache, in manchen Regionen wird es mehr, in anderen weniger getragen. Das Ganze scheint aber gar kein Thema zu sein, in vielen Freundeskreisen die wir gesehen haben, haben es manche getragen, andere nicht. Gerade in den weniger konservativen Gegenden sieht man Frauen die knapper bekleidet sind als zum Teil bei uns. Insgesamt haben wir weit mehr Frauen ohne Kopftuch gesehen als mit.
Aufgefallen ist uns aber auch, dass Freundesgruppen eher nach Männlein und Weiblein getrennt weggehen. Zumindest haben wir das öfter gesehen als gemischte Gruppen.
Und die Türken LIEBEN ihren Cay!!! Ein Leben ohne Cay wäre nicht vorstellbar, es gibt ihn immer und überall. Jedes Dorf hat seine typischen Teestuben (in denen meist nur Männer sitzen), in denen nichts anderes gemacht wird als Tee trinken, philosophieren, spielen oder rauchen.
Wir haben natürlich nur einen "drei Wochen-Blick" auf die Dinge und was in einem Land gut oder schlecht läuft ist da schwer zu beurteilen. Wir aber haben sehr viele positive Erfahrungen hier gemacht, das hätten wir nach manchen Medienberichten so nicht erwartet.